Sonntag, April 27, 2008

Persepolis (Vincent Paronnaud, Marjane Satrapi)

Der Kinofilm Persepolis (der Name der Hauptstadt des antiken Perserreichs), den wir gestern sahen, war etwas enttäuschend. Es geht um ein Mädchen, das als Kind all die Wirren im Iran der 70ger und 80ger Jahre mitmacht, nach Österreich und schließlich nach Frankreich zieht. Ich fand erst schon einmal den Ansatz problematisch: dieses Mädchen kommt aus einer der wenigen reichen und privilegierten Familien, die es sich leisten konnten, ihre Kinder auf ausländische Schulen zu schicken und ihnen damit wenigstens zum Teil die Einschränkungen und sogar Grausamkeiten des eigenen Landes zu ersparen. Die Erzählerin hingegen schildert ihr eigenes Leben aus einer Märtyrer-Perspektive und mit einer unangebrachten Gewissheit, dass ihre Geschichte irgendwie interessanter wäre, als ein Artikel in einem Geschichtsbuch. Wenn die Geschichte von ihrer von sich eingenommenen Heldin abstrahierte, war es genau das: wenig unterhaltsamer Geschichtsunterricht. Und wenn die Geschichte sich um dieses Mädchen drehte, dann war es einfach nur ärgerlich mitanzusehen, wie eingeschränt ihre Selbstwahrnehmung ist. Z.B.: Ihre Eltern schicken sie auf ein französisches Eliteinternat in Wien und alles was sie dazu erzählt, läuft am Ende darauf hinaus, wie dumm die Österreicher sind, wie bescheuert das Leben dort ist und dass sich niemand so richtig um ihre Herkunft und Erlebnisse schert. Das war mir für eine autobiographische Erzählung, die Themen wie Demokratie und Geschlechterrollen thematisieren wollte, etwas zu wenig reflektiert. Entweder die Geschichte hätte aus einer ganz anderen Perspektive erzählt werden müssen oder die Erzählerin und Heldin hätte sich mal in Relation zu den anderen, weniger glücklichen Altersgenossinin ihres Landes setzen können. Was sicher auch nicht weiter half, war dass wir den Film in der amerikanisch vertonten Fassung sahen. Die Iraner, die mit einem amerikanischem Englisch redeten, waren nicht sehr überzeugend. Was man dem Film zugute halten sollte, ist, dass er Menschen (oder eben Comicfiguren, die Menschen darstellen) und ihren Alltag zeigt, so dass wir verstehen, dass es sich nicht um eine homogene Masse von Islamisten oder sonstwie stereotypisierte Isten handelt, sondern eben um Individuen.