Dienstag, Januar 15, 2008

No Country for old Men

(Ethan Coen und Joel Coen, Tommy Lee Jones, Javier Bardem, Josh Brolin, Woody Harrelson)

Die Blutspur - das ist, worum es geht. Jäger und Gejagte. Am Samstag sahen wir zusammen mit Daniela und Antoine die Preview des neuen Coen-Brother-Films No Country for old Men. Der Film ist eine einzige Blutspur mit bösem untergründigen, beinahe unmenschlichem Humor. Selbst der Serienkiller wird angeschossen, solange sie jedoch nicht tot sind, jagen sie weiter. Javir Bardem spielt den supergruseligen Killer, den kalten Soziopathen, der nur seinen eigenen Regeln gehorcht und dem Trieb, das Opfer bis in den Tod zu jagen. Nicht nur sein Vorgehen beim Töten ist kalt und grausam, auch seine verstörende Art zu kommunizieren, indem er seinen Opfern (fast jeder, dem er begegnet wird sein Opfer) Fragen stellt, die ihnen die Nerven blank legen. Ich hätte einen kompletten Film sehen können, der nur aus diesen kalten und bösen Monologen besteht. Es ist, als reißer er mit einem Satz die Psyche seines Gegenübers auf und sie fängt an zu bluten und er lässt nicht nach, diesem Blut nachzuspüren, bis der andere zu Tode gehetzt ist. Das Motiv der Blutspur zieht sich von Beginn an bis zum Ende durch den Film. Immer wird jemand angeschossen, ein Tier, ein Mensch, und verliert sein Blut. Diese Spur wiederum führt zur nächsten Bluttat. "You can’t stop what’s coming. It ain’t all waiting on you. That’s vanity." Diese drei Sätze beenden ziemlich mysteriös den Film. Es gibt eine Menge Fragen, Andeutungen und Unklarheiten. Diese wirken zum Teil einfach wie gewollte Lücken, die z.B. durch eine Lektüre des Buches von Cormack McCarty geklärt würden. Das Ende jedenfalls ist im Buch ein anderes. Dort überbringt der Killer am zum Schluss das Geld an seinen Auftraggeber, wiederum ein Fremder, der in der Handlung zuvor nicht auftauchte. Die Coens haben keinerlei Scheu, das Publikum zu enttäuschen und in die Irre zu führen und das muss man ihnen hoch anrechnen. Sie sind keine Hollywood-Nutten. Nur beim Ort des Geschehens sind sie kein Risiko eingegangen: Texas ist für diese Art Film natürlich die beste Wahl, fast etwas zu einfach, aber andererseits eben das perfekte Setting. Es ist erst Januar, aber ich wage zu bezweifeln, dass es in diesem Jahr noch einen Film geben wird, der mich so fesselt, so gruselt, so fasziniert in fast allen seinen Aspekten. Am Sonntag Abend dann haben wir uns noch einmal Fargo auf DVD angesehen. In einiger Hinsicht sind sich diese beiden Filme ähnlich. Nur: No Country for old Men ist ein Meisterwerk.

Sonntag, Januar 06, 2008

We Own the Night von James Gray mit Joaquin Phoenix, Eva Mendes, Mark Wahlberg und Robert Duvall


Eigentlich wollten wir "I'm not there" sehen - ein Bob Dylan Biopic von Todd Haynes. Aber nach unserem Käse-Shopping im Cheese Monger waren die IFI-Tickets ausverkauft. Wir beschlossen einmal quer durch die Stadt zum anderen Kino zu laufen und zu schauen, was es sonst noch so gab. Schließlich haben wir We Own the Night von James Gray gesehen. Ich muss sagen, dass in Dublins Kino verglichen mit Berlin richtig was los ist. Es gibt einige interessante Filme zur Zeit. In Berlin lief im Dezember nur Schrott. We Own the Night mit Joaquin Phoenix, Eva Mendes, Mark Wahlberg und Robert Duvall ist wirklich sehenswert. Joaquin Phoenix spielt Mark Wahlberg natürlich voll an die Wand, aber Eva Mendes ist ein Augenschmaus und Duvall ist als so eine Art Rudy Gulliani einfach perfekt. Bobby Green (Phoenix) ist Manager des El Caribe im New York der frühen 80er Jahre. Der Club wird von der russischen Mafia betrieben und als Drogenumschlagplatz genutzt. Bobbys Bruder und Vater (Wahlberg und Duvall) sind Bullen und versuchen, das Nest auszuheben. Der Konflikt ist klar und man sitzt im Kino und hofft, dass Bobby nicht zu den Bullen rüberrennt. Die Russen töten dann aber seinen Vater und irgendwie (nach amerikanischer Logik) hat er dann keine Wahl mehr und er jagt die Russen, bis sie fallen. Das klingt alles andere als originell, ist aber gut gemacht. Einige Figuren sind komplex und verfallen nicht den erwarteten Stereotypen. Gut ist der Soundtrack, selbst wenn man keine 80er Jahre Musik mag (es wurden nur die besten Songs ausgesucht). Das Setting ist authentisch und eine grausam gut gemachte Auto-Verfolgungsjagd und der Showdown sind durch ihre überzeugende Art nahegehend. Wie in allen Mafia-Filmen geht es vor allem um Moral und um Familie. Es ist nicht das erste mal, dass ich in einem Film sitze und eine Geschwisterbeziehung nicht nachvollziehen kann. Sind Brüder so? Offenbar hassen sich die beiden, als jedoch der Cop-Bro durch einen Schuss ins Gesicht fast stirbt, entdeckt Bobby seine Liebe zum ihm. Diese Familien-Spannung hat Gray gut im Film durchgesetzt, alles ist gezeichnet von dieser Gegensätzlichkeit von Liebe und Hass. Ich hätte mir mehr von den Nigh-Club-Szenen gewünscht, da wäre in musikalischer und stilistischer Hinsicht eine Menge Potenzial. Das war gut am besten Film-Opening seit langem zu sehen: Phoenix fummelt Mendez in einem Hinterzimmer des El Caribe zwischen den Beinen rum. So beginnen gute Filme.