Sonntag, November 05, 2006

Red Road (Andrea Arnold, Anders Thomas Jensen)

Ich gehe mit ganz anderen Augen durch die Stadt, seit ich durch den Film weiß, dass man uns auf Schritt und Tritt beobachtet. Wunderbar zeigt Red Road die Einsamkeit der Polizistin, die vor ihren Monitoren sitzt, auf denen sie die gesamte Stadt sehen kann. Sie kennt die Menschen, denen sie auch auf der Straße begegnet, aber die Menschen kennen sie nicht. Die Kamera zeigt die Monitore und dann die Augen der Polizistin und das ist eigentlich viel mehr wert, als die gesamte Geschichte, die sich dann entfaltet, als sie einen Mann wiedererkennt und ihm hinterhergeht. Bis zu diesem Punkt wären wunderbare philosophische oder eben künstlerische Ideen-Verfilmungen möglich gewesen. Aber der Film verliert sich in einer tragischen, aber weniger spannenden und in ihrer Auflösung eher dünnen Geschichte. Von diesem Film sollte man das erste Viertel sehen. Ganz furchtbar ist der Einsatz der Musik am Ende des Films. Nach der ganzen sozialen, persönlichen und infrastrukturellen Härte, die der Film zeigt, endet er mit einer Schmachtversion von "Love will tear us apart". Ansonsten passt die urban music, wie z.B. Lady Sovereign gut zum Film und ergänzt ihn manchmal oder begleitet ihn unauffällig. Das hätte ein richtig guter Kurzfilm werden können (tatsächlich hatte die Regisseurin 2005 den Kurzfilm-Oskar für "Wasp" bekommen).