Samstag, April 29, 2006

Inside Man (Spike Lee)

mit Denzel Washington, Jodie Foster and Clive Owen. Schön, dass es noch Banküberfälle der ganz anderen Art gibt, überraschend. Der Film ist lang, aber man merkt es nicht. Lee erzählt diesen Film mit einer Menge post-multi-kulti Humor. Inder (Sikhs), Albaner, Schwarze, Weiße - Alle kriegen ihr Fett ab. Als Grundierung und Raub-Motiv hält auch noch eine Juden-Nazi-Kollaboration während des zweiten Weltkrieges her. Vielleicht etwas zu viel, diesen guten Plot hätte man auch mit weniger Ballast herausarbeiten können. Den guten Menschen Denzel Washington mag man ja schon gar nicht mehr sehen und bei Jodie Foster weiß man auch nie, ob die ganze Besorgnis jetzt notwendig ist. In diesem Film sindsie aber beide ungewöhnlich unauffällig. Foster schwebt mit Leichtigkeit über der Geschichte, als würde sie nur einmal am Set vorbeischauen wollen und Washington spielt ohne Heldenpathos einen Bullen, dem die Situation aus dem Ruder läuft. Clive Owen spielt großartig eine interessante Bankräuber-Figur. Der Film ist kein Muss, wie Crash oder Good Night, and Good Luck. Aber er unterhält mit Witz, Spannung und etwas Action.

Dienstag, April 25, 2006

Tristan und Isolde (Kevin Reynolds)

Ein netter Film mit einigen witzigen Einfällen und Komik mang der ganzen Tragik. Die Hauptschauplätze - die Ostküste Irlands und die Westküste Britanniens sind geblieben. Die ganze Story wurde unter den Regeln der Wahrscheinlichkeit und des Creative Hollywood Writings etwas geglättet. Man könnte sagen, von Gottfried von Straßburg (13. Jh.) über Richard Wagner (19. Jh.) bis zu diesem Film geht eine Linie, an der entlang der Stoff gefälliger wird. Magisch kam mir nur noch vor, wie der scheintote Tristan auf einem Leichenkahn über die irische See schipperte und zufällig genau vor Isoldes Füßen an den Strand gespült wurde. Aber das macht gar nichts, im Gegenteil: es erhält uns das sagenhafte Moment in der Geschichte. Wenn nun plötzlich alles ganz logisch vor sich gegangen wäre, dann hätte man keinen Stoff aus dem Mittelalter bemühen müssen.

Viel Gewicht wurde auf Kampf- und Liebeshandlungen gelegt. Der Liebestrank kommt gar nicht mehr vor, die beiden verlieben sich statt dessen ganz "natürlich", modern und romantisch in einer Abhängigen-Situation (Krankenpflege). Sie sind dann auch nicht verhext und gebärden sich wie toll, sondern tragen ihr Los durchaus couragiert und rücksichtsvoll, so weit das eben geht. Natürlich gewinnt das Herz gegen den Kopf, wie es unser postromantisches Selbstverständnis von uns verlangt.

Auch das Moment der Treue gegenüber dem Freund, wie man es bei Wagner findet, das am Ende zum Ehrentod führt, wurde abgeschwächt. Tristan stirbt nun ganz heldisch im Kampf gegen die Iren und Verräter. Von Isolde heißt es, sie sei nach Tristans Tod nicht mehr gesehen worden, während sie in den älteren Versionen mit oder kurz nach Tristan starb. Wenn man historische Filme mag, soll man sich Tristan und Isolde ruhig ansehen. Der Film ist lange nicht so bombastisch und beeindruckend wie Troja. Aber er hat seine Nischen, von wo aus man ihn genießen kann. Natürlich weiß man auch die ganze Zeit, wenn man da drinnen sitzt, dass es wenigstens kein Happy End geben wird. Das hilft dann schon eine Menge.

Dienstag, April 04, 2006

Romance & Cigarettes (John Turturro)

ein komischer Film, sehr musikalisch (fast ein Musical - was im Kino oft wunderbar funtioniert, wie man an Woody Allen sieht oder auch an Filmen wie Dancer in the Dark), drastisch literarisch (viel Bukowski) und ehrlich erotisch. Der Film scheint drei Teile zu haben: zuerst kam er mir etwas albern vor, dann war er witzig bis zum Totlachen und am Ende fand ich ihn etwas zu melancholisch. Steve Buscemi war wieder in einer für ihn geschriebenen Nebenrolle zu bewundern und Kate Winslet war als leidenschaftliche und singende Hure einfach wunderbar. Die ganze Geschichte ist vielleicht etwas dünn, abgegriffen und beliebig, aber mit guten Schauspielern und einer Menge witziger Dialoge lässt sich auch so ein Drehbuch retten.

The Proposition (Regie: John Hillcoat)

ist ein Film, wie ihn Johnny Cash geliebt hätte. Dreckig, geradeaus und ehrlich bis auf die toten Knochen. Nicht so witzig wie Dead Man von Jim Jarmusch, aber origineller und strenger als Last Man Standing. Nick Caves (Drehbuch) alttestamentarische Geschichte spielt im 19. Jahrhundert in Australien. Die Bilder sind großartig, malerisch und beängstigend. Hitze, Staub und Fliegen überall. Menschen sind nichts wert. Unsere Zivilisation ein ganzes Stück weit gekommen, seit dieser barbarischen Zeit. Und andererseits, so könnte man meinen, ist das menschliche Wesen ein Verbrechen, das nicht aufhört, sich zu ereignen. Das ist natürlich der Kerngedanke solcher Geschichten mit archetypischen Charakteren: dass sich unser Blut nicht ändert und wir uns deswegen zu regeln haben. Blut ist dicker als Wasser und der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Man sollte das bezweifeln und diesen Film und Johnny Cash trotzdem lieben.

Breakfast on Pluto (Neil Jordan)

erzählt eine kleine, gemeine Geschichte zwischen Irland und London. Tradition, Moderne, Familie und Identität als Hauptzutaten. Am besten gelungen war jedoch die Soße: eine Love-Story zwischen dem superschwulen Patrick (Patricia/Kitten) und einem Rock'n'Roll-Macho Billy (von der Band Billy Hatchet And The Mohawks). Leider ist zuviel Beilage dran: Nord-Irland-Konflikt, Religion, Sex-Business, Homophobie. Der große Humor trägt jedoch den ganzen Film. Man kann an solchen Filmen sehen, was Irland im Moment unterschwellig aber gewaltig bewegt: der Einbruch der Moderne in die traditionelle Kultur.