Montag, Oktober 01, 2007

Death Proof, Quentin Tarantino


Am Samstag Abend im Savoy: Der neue Tarantino-Film ist vor einer Woche angelaufen und hier sitzen wir in Dublins Innenstadt-Kino mit weiteren acht Kinogästen. Neuer Tarantino-Film, Samstag Abend in der Stadt und nur 10 Leute in der Kino-Vorstellung? Was ist schiefgelaufen? Der Film, ursprünglich in einem Double-Feature im Grindhouse-Style zusammen mit Rodruigez' Planet Terror herausgekommen, ist in den USA gefloppt. Von da an scheint das ganze ein Marketing- und Promotion-Desaster gewesen zu sein. Das Double-Feature wurde auseinandergerissen, die beiden Filme für Europa einzeln promotet (Planet Terror ist noch nicht angelaufen), von ursprünglich 80 Minuten auf ganze Spielfilmlänge geschnitten (Deathproof: 114 Minuten) und in den europäischen Kinos vermarktet. Die meisten Kritiken sind lauwarm bis schlecht und auch in Cannes, wo Tarantino seit Pulp Fiction verehrt wird, wurde Deathproof zwar gezeigt und gemocht, aber nicht sonderlich gewürdigt...

Das Licht geht aus, der Film fängt sofort an, ohne Werbung, dafür mit einem Fake-Trailer für einen Trickfilm. Altes Filmmaterial mit Rissen und Kratzern, schlecht zusammengeschnitten, mit Tonsprüngen und Wiederholungen und Schwarz-Weiß-Sequenzen - eine Material-Hommage an das B-Movie Kino der 60er Jahre. Das kann man schmunzelnd genießen und sogar zum Gegenstand von wahrnehmungstheoretischen Überlegungen machen, wenn der Film plötzlich von schwarz-weiß in krasses gloss-bunt umschlägt und man erst mit diesem ästhetischen Schock erkennt, was unterschiedliches Film-Material ausmacht, wie plötzlich das Gehirn von Reizen überströmt wird und man die Augen gar nicht abwenden, den Mund gar nicht mehr schließen kann. Auch von diesen Spielereien abgesehen ist der Film ein purer Genuss. Unterhaltsam, spannend, Zucker für die Augen, Salz für die Nerven. Die ersten 40 Minuten wird eigentlich nur gequatscht, getrunken und geraucht. Ein ganz klein wenig auch an der Spannungsschraube gedreht. Klingt unaufregend, ist es auch, aber trotzdem gut gemacht, sehr unterhaltend. Und dann geht es los: Autos, Gewalt, Action, Geschwindigkeit bis zum Höhepunkt. Die ganzen Anleihen, Zitate und Referenzen aufzuzählen, spare ich mir mal. Der ganze Film unterhält einfach mit Witz und atemberaubenden Action- und Stunt-Szenen. 2 x (Colt Sievers + Sex + Zitat + Spaß).