Dienstag, Januar 09, 2007

Babel von Alejandro González Iñárritu (Guillermo Arriaga)

Babel ist ein weiterer Film dessen, was man vielleicht Globalisationskino nennen könnte. Wie Syriana, Traffic oder auch Crash zeigt er uns eine moderne Welt, die zunehmend von Prozessen gesteuert wird, die den individuellen Interessen der meisten Menschen entgegenlaufen. Dabei spielt es keine große Rolle, wo man sich befindet - man wird scheinbar immer wieder von den Mechanismen (Geld, Drogen, Waffen...) und Institutionen (Religionen, Grenzbehörden, Firmen...) eingeholt. Natürlich überspitzen diese Filme die von uns wahrgenommene Realität, wo sonst läge ihr prophetischer Wert? Verstrickt sind wir jedoch alle in dieses noch subtile Netz mit Maschen, durch die man hier und da noch schlüpfen kann. Als Menschheit entrinnen wir dem Schicksal eines ökonomisch und politisch organisierten Massenzwanges sicher nicht. Als Individuen können wir diese Filme schauen und unsere ganz persönlichen und dennoch wirkungsmächtigen Lehren daraus ziehen. Wir müssen nach Ende des Films nur daran denken, sie in die Tat umzusetzen.

Die Zeit fasst zusammen: »Der Film spielt in der marokkanischen Wüste ebenso wie in der mexikanischen, und die Hütte in einem Berberdorf, wo die tödlich verletzte amerikanische Touristin (Cate Blanchett) eine Bleibe findet, ist nur auf andere Weise elend als das luxuriöse Hochhausappartement in Tokio, wo eine schwer pubertierende Halbwaise (Rinko Kikuchi) sich dem Kommissar an die Brust wirft, der nach der Herkunft jener Winchester fahndet, mit der ein ebenfalls pubertärer Hirtenjunge in Marokko auf einen Reisebus geschossen hat, sozusagen versehentlich, und dabei die Touristin getroffen hat, eine schöne Blonde, die nun in ihrem Blut liegt, während ihr Ehemann (Brad Pitt) verzweifelt zu Hause in San Diego, Kalifornien, anruft, damit die mexikanische Kinderfrau die beiden Sprösslinge länger versorge, aber ihr Sohn feiert Hochzeit, und so nimmt sie denn die Kinder mit nach Mexiko, was nicht gut enden wird.«